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Banken: Beziehung zum Geld, Aufgaben und Macht

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“Geld- und Bankwesen sind für den Durchschnittsmenschen so geheimnisvoll, dass von ihnen als einzige volkstümliche Auffassung nur die des “Tabu” besteht… Die volkstümlichen Begriffe, einschließlich der dem durchschnittlichen Bankfachmann eigentümlichen, sind so primitiv wie der Aberglaube eines russischen Bauern vor dem Weltkrieg.”

Irving Fisher, US-Ökonom und Geldtheoretiker, “Die Illusion des Geldes”, 1934

Was sind Banken?

Banken sind Wirtschaftsbetriebe, die Dienstleistungen rund ums Geld erbringen. Unter Geschäftsbanken verstehen wir im Allgemeinen diejenigen, bei denen man sein übriges Geld gegen Zinsen ein- oder anlegen und umgekehrt bei Bedarf Geld ausleihen kann. Häufig werden sie darum auch als Spar- und Darlehensbanken bezeichnet. Der Begriff Zentral- oder Notenbanken gilt dagegen für jene heute meist staatlichen Einrichtungen, die in einem Land oder Währungsraum das alleinige Recht zur Herausgabe von Geld besitzen, das man als Zahlungsmittel in der Wirtschaft nutzen und zum Sparen bei den Geschäftsbanken einsetzen kann. Mit dem nicht gerade glücklichen Begriff Nichtbanken sind schließlich alle übrigen Personen, Unternehmen und sonstigen Einrichtungen in einer Volkswirtschaft gemeint, die diese Banken nur für ihre Zwecke nutzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) bezeichnet diese Nichtbanken – etwas sympathischer – als Publikum.

Genau betrachtet ist also bereits die Zusammenfassung der publikumsnahen Geschäftsbanken mit den das Geld ausgebenden Institutionen unter dem gleichen Bank-Begriff bereits mehr als irreführend. Das vor allem vor dem Hintergrund ihrer völlig unterschiedlichen Aufgaben! Manchmal wird sogar der Begriff Bank in der Fachwelt nur den Zentral- bzw. Notenbanken zugestanden, während die übrigen Häuser als Kreditinstitute bezeichnet werden oder – wie durch die EZB – als Monetäre Finanzinstitute (MFIs), wobei dabei allerdings auch die Fonds mit einbezogen sind. Dabei wäre es sicher am Sinnvollsten, den Begriff Banken umgekehrt nur für die publikumsnahen Institute zu verwenden und die Geld ausgebenden Institute, die praktisch hoheitliche Aufgaben erfüllen, anders zu benennen, z.B. als Emissions- oder Währungsämter oder sie sogar – wie von einigen Jahren von einer Initiative vorgeschlagen – unter dem Begriff Monetative den staatlichen Einrichtungen Legislative, Exekutive und Judikative gleich zu stellen.

Um diesem Begriffs-Wirrwarr zu entkommen, wird im weiteren für alle Spar- und Kreditinstitute darum der geläufige Begriff Banken oder Geschäftsbanken benutzt, für die Geld ausgebenden Institutionen meist der Begriff Notenbanken, oder Zentralbanken, obwohl auch der zweite Begriff wiederum von regionalen Geschäftsbanken benutzt wird, wie z.B. Genossenschaftliche Zentralbank.

Die Beziehungen zwischen Geld- und Bankenbereich

Beim Geld ist es wichtig zwischen zwei Kreislaufbereichen zu unterscheiden, die klar gegeneinander abgegrenzt sind: In dem links dargestellten Kreislaufbereich in der Abbildung weiter unten geht es um die Beziehungen zwischen Noten- bzw. Zentralbanken und den Geschäftsbanken, also um die Geldversorgung der Wirtschaft, in dem zweiten um die Beziehungen zwischen Geschäftsbanken und dem Publikum und damit vor allem deren Kreditversorgung. In beiden Kreislaufbereichen kann man dann noch einmal jeweils zwei Kreisläufe unterscheiden, wie in der Schemadarstellung des Geldkreislaufes bereits dargestellt wurde.

Geldbestände und Geldkreisläufe in der Wirtschaft

In der Schemadarstellung sind links die Kreisläufe zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken wiedergegeben, die der Versorgung der Wirtschaft mit Zentralbankgeld dienen, rechts dagegen die Kreisläufe zwischen Banken und Volkswirtschaft, die der Versorgung der Wirtschaft mit Bargeld und Krediten dienen, ebenso den Abwicklungen des unbaren Zahlungsverkehrs durch Übertragungen zwischen den Sichtguthaben.

Kreislauf 1 gibt die Verbindung zwischen Zentralbanken und Geschäftsbanken wieder, über die das Zentralbankgeld (ZBG) den Banken leihweise und ständig erneuernd zur Verfügung gestellt wird.

Kreislauf 2 steht für den ZBG-Anteil, den die Banken bei der ZB als Mindestreserven in Höhe von zwei Prozent der Kundeneinlagen halten müssen und der von den Banken für Bargeld-Abhebungen und – ähnlich wie die Girokonten der Bankkunden im zweiten Bereich – für bankinterne Verrechnungen sowie den Liquiditätsausgleich zwischen den Banken benutzt werden kann. Außerdem spielt sich über diese Reserven auch der so genannten „Geldmarkt“ ab, auf dem sich die Banken untereinander Zentralbankgeld ausleihen. Da in Krisenzeiten jede Bank aus Sicherheitsgründen möglichst große Reserven zu halten versucht, ist dieser Markt in den vergangenen Krisenjahren zeitweise eingebrochen und musste mit großen Geldspritzen der Zentralbanken belebt werden.

Kreislauf 3 steht für den eigentlichen Geldkreislauf in der Wirtschaft. Dieser wird sowohl über die Girokonten (Sichtguthaben) der Kunden als auch über Bargeldzahlungen und -abhebungen abgewickelt. Soweit für Kaufvorgänge genutzt, laufen die eingesetzten Bargeldbestände überwiegend und fast täglich auch durch die Kassen der Banken, bei denen, vor allem von allen größeren Geschäfteshäusern, die Einnahmen abends eingezahlt werden.

Kreislauf 4 gibt die laufenden Ersparnisbildungen des Publikums bei den Banken wieder, deren Kaufkraft über die Kreditvergaben der Banken wieder in die Wirtschaft und damit den Geldkreislauf zurückgeschleust wird.

Zu beachten ist, dass der linke und der rechte Kreislaufbereich nur durch das Bargeld miteinander verbunden sind, was durch die vertikale durchbrochene Trennlinie zwischen beiden Bereichen angedeutet ist. Und soweit im rechten Bereich für Ersparnisbildungen genutzt, nehmen über den Kreislauf 4 die Guthaben und damit wiederum die Kreditvergaben mit einer zinsbedingten Selbstbeschleunigung zu, während sich die Bestände in den Kreisläufe 1, 2 und 3 weitgehend nur im Gleichschritt mit der Wirtschaftsleistung entwickeln.

Was sind die Hauptaufgaben der Banken?

Wirtschaftsteilnehmer bzw. Endverbraucher kommen normalerweise nur über eingebrachte Leistungen zu Einkommen und damit in die Lage, Leistungen anderer nachzufragen. Über diese Leistungseinkommen hinaus ist eine Nachfrage nur mit Hilfe von Schenkungen oder Krediten möglich. Kredite wiederum setzen nicht nur entsprechende Ersparnisse anderer Wirtschaftsteilnehmer voraus, sondern auch die Initiative privater oder öffentlicher Investoren, die gleichzeitig die notwendigen Eigenkapital- und Haftungsmittel zur Verfügung stellen. Mit ihrer indirekten Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Interessen in der Wirtschaft, vor allem zwischen Sparern und Kreditnehmern, erfüllen die Banken also eine unverzichtbare Dienstleistungs- und Vermittlungsfunktion.

Dabei dient diese Kreditvermittlung durch die Banken nicht nur dem Kreditnehmer selbst, sondern auch der ganzen Volkswirtschaft. Denn mit dieser Kaufkraft-Weitergabe über den Kredit schließt der Kreditnehmer die Nachfragelücke, die sonst aufgrund der Nicht-Nachfrage des Sparers entstanden wäre.

Diese Markträumung durch den Kreditnehmer nützt vor allem aber auch dem Sparer. Denn wie jede Ersparnis beweist, hat der Sparer mehr Leistungen in den Markt eingebracht als er selbst nachzufragen bereit ist. Ohne die ersatzweise Nachfrage durch den Kreditnehmer bliebe diese Überleistung letztlich am Markt liegen und der Sparer würde, für das zurück erhaltene Geld, auf dem Markt gar kein entsprechendes bzw. gleichwertiges Leistungsangebot mehr vorfinden! Sparer und Kreditnehmer leisten sich also letztlich gegenseitig einen Dienst, so dass die heutige Zinsbelohnung des einen durch den anderen höchst fragwürdig ist und eigentlich nur ein um Null pendelnder Zins gerecht sein würde.

Natürlich haben Banken nicht nur die Aufgabe, mit der überschüssigen Kaufkraft der einen die Kassen bzw. Konten der anderen Wirtschaftsteilnehmer über Kredite aufzufüllen. Eine andere wichtige Aufgabe ist auch die bereits erwähnte Abwicklung des unbaren Zahlungs- und Verrechnungsverkehrs in der Wirtschaft. Bedenkt man, dass in Deutschland die monatlichen Umschläge auf den Girokonten höher sind als das jährliche Sozialprodukt, dann wird die Bedeutung dieser unbaren Zahlungsvorgänge ebenso einschätzbar wie das Dienstleistungsvolumen der Banken.

Die bekannteste Dienstleistung der Banken ist zwar immer noch die Annahme und Ausgabe von Bargeld, doch sind die Größenordnung dieser Vorgänge wesentlich geringer als jene auf den Girokonten. So lag der Kassenbestand der deutschen Banken Ende 2010 nur bei 16,5 Mrd Euro und damit bei acht Prozent des in Umlauf gegebenen Bargelds in Höhe von 203 Mrd. Da nach Schätzungen von Bankern der Kassenbestand etwa alle zwei Tage umgeschlagen wird, kommt man hier – bei 20 Banktagen im Monat – auf einen Umsatz von etwa 160 bis 170 Mrd Euro, also weniger als einem Zehntel der Umsätze auf den Girokonten.

Allerdings wäre es falsch, den Bargeldverkehr deswegen als unbedeutend anzusehen. Nach der letzten Untersuchung der Bundesbank, 2009 veröffentlicht, wurden in Deutschland noch 61 Prozent des täglichen Umsatzes mit Bargeld abgewickelt, bezogen auf die Anzahl der Zahlungsvorgänge sogar 82 Prozent! Die riesigen Umsätze auf den Girokonten werden dagegen vor allem in den Vorstufen der Endnachfrage abgewickelt, also im Bereich von Produktion und Handel. Doch all diese Vorgänge im Vorfeld und außerhalb des Konsums finden nur dann und solange statt, wie am Ende der Kette ein Verbraucher mit einem Geldschein oder einer EC-Karte in den Laden geht und kauft. Diese Endverbraucher-Kaufvorgänge entscheiden also letztlich über die Konjunktur in jedem Land!

Bei der Beurteilung der beiden Zahlungswege ist außerdem zu beachten, dass über die Girokonten nicht nur das Gros aller Zahlungen auf den Vorstufen des Endverbrauchs abgewickelt wird, sondern auch alle Investitionen und Anlagen-Umschichtungen. Vor allem aber haben die Sichtguthaben in den letzten Jahrzehnten eine immer größere Bedeutung als Kassenhaltungen für die zunehmenden Börsen- und Spekulationsgeschäfte gefunden. Gerade mit diesen letztgenannten Vorgängen dürften auch die erheblichen Ausweitungen der Bestände und Umsätze auf den Girokonten in den vergangenen Jahrzehnten zusammenhängen.

Was ist mit der Macht der Banken?

Die Macht im Lande, so heißt es, kann man im Allgemeinen an der Größe der Gebäude ablesen. Früher spiegelte sie sich in Tempeln, Burgen, Kathedralen und Schlössern wider. Geht man von diesen Gebäudegrößen aus, dann scheint sich heute tatsächlich vielerorts die Macht bei den Banken zu konzentrieren. Das gilt nicht nur für New York, London, Tokio oder Frankfurt. Auch in vielen Kleinstädten hat die Volksbank oder Sparkasse – nach dem Rathaus – oft das repräsentativste Gebäude!

Hauptsitz der US-Notenbank in Washington D.C. Quelle: Wikipedia

Hauptsitz der US-Notenbank in Washington D.C.
Bildquelle: Wikipedia (CC BY-SA 2.5)

Imponierend sind auch die Zahlen: So gab es beispielsweise in Deutschland 2009 rund 2.000 Banken mit 30.000 Niederlassungen und etwa 500.000 Beschäftigten. Zusammen wiesen sie eine Bilanzsumme von rund 5.200 Mrd Euro aus, gut das Doppelte des deutschen Sozialproduktes (BIP). Doch trotz dieser imponierenden Zahlen ist der Rückschluss auf die Machtverhältnisse im Lande etwas fragwürdig. Denn die Größe der Bankgebäude und ihr Wachstum spiegeln in erster Linie nur die Größe und das Wachstum jener Geldeinlagen wider, die den Banken von den Sparern anvertraut worden sind. Die Macht der Banken ist also weitgehend eine geliehene. Denn ihr Eigenkapital übersteigt nur selten jene acht bis zehn Prozent der Kreditmasse, die sie als Risikovorsorge im Hinblick auf die Kreditvergaben halten müssen. Außerdem ist dieses Eigenkapital fast zur Hälfte in den Händen öffentlich-rechtlicher bzw. genossenschaftlicher Organisationen. Und bei den privaten Großbanken verteilt es sich oft auf Zehntausende von Aktionären. Echte Privatbanken, wie bei den Rothschilds oder Rockefellers, bei denen Einzelpersonen oder Familien das Eigenkapital in der Hand haben, spielen heute nur noch eine untergeordnete Rolle. In Deutschland kommen sie zusammen gerade noch auf knapp ein Prozent des gesamten Bank-Geschäftsvolumens.

Mit diesen Ausführungen soll die Macht und Einflussnahme der Banken auf die Wirtschaft jedoch nicht verniedlicht werden. Das gilt vor allem für jene Banken die über große Aktienbestände einzelner Unternehmen verfügen, bzw. die – wie z.B. noch in Deutschland üblich – sich das Stimmrecht der Aktionäre übertragen lassen. Doch insgesamt sind die Banken mit ihrem Handeln zwischen Geldgebern und Kreditnehmern eingebunden und aus eigenem Interesse und Konkurrenzgründen darum bemüht, beide Seiten mit ihrer Arbeit zufrieden zu stellen.

Wachsen Macht und Einfluss der Banken mit den Umsätzen?

Diese Vermutung liegt nahe und trifft auch für vergangene Jahrzehnte weitgehend zu. Doch auch hier kommt es – wie bei allen übermäßig zunehmenden Prozessen – schließlich zu gegenläufigen Effekten: Je mehr die Geldvermögen und Schulden in einer Volkswirtschaft ansteigen und je mehr sich die Geldgeschäfte von den realen Märkten entfernen, umso mehr wachsen ebenfalls die Risiken der Banken. Das vor allem auch dann, wenn sie – auf Grund der übermäßig zunehmenden Massen der bei einen eingelegten Geldvermögen – sich auch selbst immer mehr auf Risiko-Geschäfte einlassen müssen, um die wuchernden Geldvermögen überhaupt noch weiter unterbringen zu können. Hinzu kommt noch, dass auf Grund des Überwachstums der Bankeinlagen und -kredite und der damit zunehmenden Überschuldungen, auch bei den normalen Kreditnehmern die Risiken zunehmen, vor allem auf Grund sinkender dinglicher Absicherungen. Und kommt es zu massierten Zahlungsunfähigkeiten und Zwangsversteigerungen in der Wirtschaft, fällt der Marktwert der beliehenen Objekte immer häufiger unter die offenen Forderungen der Banken zurück, womit diese wiederum selbst in Zahlungsengpässe geraten. Das haben wir nicht nur in der großen Rezession Ende der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts erlebt, sondern auch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Und das keinesfalls nur auf den US-Immobilienmärkten!

Ähnliche Problemfälle gab es auch schon Anfang der 80er Jahre in den USA, als es auf Grund unzulänglicher Sicherheiten zu einer ganzen Serie von Bank-Zusammenbrüchen kam. Das vor allem im ländlichen Raum, als Zehntausende überschuldeter Farmer, wegen des Weizenpreis-Verfalls, ihren Besitz versteigern mussten. Dasselbe wiederholte sich Ende der 80er Jahre bei dutzenden von Spar- und Darlehenskassen im Regionalbereich. Ursache dieser Problementwicklungen waren hier vor allem die von Reagan zur Belebung der Wirtschaft angehobenen Beleihungsgrenzen für Immobilien, in deren Folge nicht nur die Kreditaufnahmen zunahmen, sondern auch die Immobilienpreise. Als dann der Spekulationsballon platzte, waren die Außenstände der Banken in vielen Fällen nicht mehr einzutreiben.

Prof. Udo Reifner, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen in Hamburg, berichtete damals in seinem Infodienst Bank Watch, dass diese Bank-Zusammenbrüche den amerikanischen Steuerzahler bis Ende der 90er Jahre insgesamt….zwischen 300 und 800 Mrd. Dollar kosten werden. Und welche Dimensionen diese Problementwicklungen in unseren Tagen haben, können wir täglich in den Zeitungen lesen!

Mehr zum Thema erfahren Sie im Buch Das Geld Syndrom von Helmut Creutz.

Quelle: Helmut Creutz: Das Geld Syndrom 2012: Wege zu einer krisenfreieren Wirtschaftsordnung; Hochschulverlag; Auflage: 1 (2. August 2012)

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